Erscheinungsdatum Erstausgabe
:
27.08.2015
Verlag
:
Heyne
ISBN:
9783453269620
600
Seiten
Muss ich haben
Zur Verlagsseite inkl. Leseprobe
Hälfte Larsson, Hälfte Lagercrantz
Unmittelbar nach der Rückkehr des renommierten Mathematikers Frans
Balder wird dieser tot aufgefunden. Interessant ist sein Tod insofern,
dass er an einem wichtigen Forschungsprojekt zur künstlichen Intelligenz
arbeitete und offensichtlich seine Erfolge nicht mit der Firma teilen
wollte, bei der er zuvor in den USA arbeitete. Mikael Blomkvist, dessen
Karriere praktisch vor dem Aus ist, ist plötzlich an einer großen Story
dran: Frans Balder hatte ihn direkt vor seinem Tod kontaktiert, um
geheime Infos preiszugeben. Nun da jegliche Spur fehlt, fällt Blomkvist
nur eine Kontaktperson ein, die er kontaktieren kann. Und so hinterlässt
er eine kryptische Nachricht an Lisbeth Salander auf seinem PC. Diese
hat gleichzeitig die NSA in höchste Aufregung versetzt, nachdem ein(e)
Hacker(in) in ihr Netz eingedrungen ist...
Balders autistischer
Sohn August wird Zeuge des Mordes. Er spricht zwar nicht, kann aber sehr
wohl Personen zeichnen – und damit auch den Täter – und ist sehr
begabt, was Mathematik angeht. Leider gibt es in den Ämtern, die sich um
August Schutz kümmern sollen, ein paar offene Stellen, und so sieht
sich Lisbeth gezwungen, sich der Obhut des Jungen anzunehmen.
Als
bekennender Fan der Millennium-Trilogie schaffte es „Verschwörung“
gleich auf meine Wunschliste. Ich war ziemlich gespannt, auch wenn ich
keine 1:1 Kopie erwartete. Ich muss sagen, dass ich den ersten Teil
absolut gelungen fand. Wie in den bereits vorherigen Teilen baut sich
die Geschichte allmählich auf, es werden nach und nach Verbindungen
geschaffen und auch die Rolle von Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander
ist glaubwürdig. So steht Millennium mal wieder kurz vor der Pleite und
nur noch eine Riesenstory kann wohl ein Comeback bringen. Schwierig für
Blomkvist, der sich doch vor technischen Erneuerungen sträubt, welche
nun genau für den Aufschwung sorgen sollen. Währenddessen lebt Lisbeth
wieder für sich zurückgezogen und zieht als „Wasp“ wieder ein paar Fäden
in der Hackergemeinde. Nachdem sie wieder mal Mikaels PC ausspioniert,
erhält sie so seine Anfrage um Mithilfe.
Nun zu den Punkten, die
mir nicht so gut gefallen haben: Es werden viele Personen eingeführt, ja
beinahe sogar zu viele. Bei einigen von ihnen habe ich mich letztens
Endes gefragt, wozu sie dienten, da sie irgendwie keinen weiteren Zweck
erfüllten. Die Mitte des Buches habe ich regelrecht als Cut empfunden.
Vor allem Lisbeths Motive ändern sich allmählich von rein persönlichen
Rachegelüsten zu recht politischen. Das passt nicht zu der Lisbeth, die
mir aus der Trilogie bekannt ist. Generell wirken die beiden etwas
glatter und das Geschehen weniger düster als sonst. Das zentrale Thema
zur künstlichen Intelligenz und Industriespionage, verbunden mit
Verschwörungen innerhalb der NSA, war mir dann doch etwas zu abgehoben.
Das Ende ist mir leider viel zu sachlich. Haben Blomkvist und Salander
eine Menge aufgedeckt, bleiben doch viele Fragen erst offen. Diese
werden dann einfach so „abgearbeitet“ und von anderen Figuren
erzählerisch beantwortet. Hier fehlte mir der investigative Part der
beiden, der sonst so eine zentrale Rolle spielt.
Zusammenfassend
kann ich sagen, dass man im ersten Part wirklich einen Stieg Larsson in
den Händen hält und seine lieb gewonnen Protagonisten Mikael Blomkvist
und Lisbeth Salander noch einmal erleben darf. Die zweite Hälfte ist
dann vor allem weniger gesellschaftskritisch und von menschlichen
Abgründen durchdrungen als sonst der Fall. Das Ende war für mich recht
unbefriedigend, daher vergebe ich 3 Sterne.
Vielen Dank an den Heyne Buchverlag!
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