Erscheinungsdatum Erstausgabe
:
31.07.2015
Verlag
:
Wunderlich
ISBN:
9783805208949
480
Seiten
Muss ich lesen
Zur Verlagsseite inkl. Leseprobe
Eher Familiendrama als Thriller
Faith fährt nach einer misslungenen Party in einem schlimmen Unwetter
nach Hause. Sie hat eigentlich schon zu viel getrunken und auch ihre
Tasche bei ihrem überstürzten Aufbruch vergessen. Mitten im Nirgendwo
verliert sie die Orientierung und macht eine Pause. Bis eine Frau an
ihrem Fenster wie wild klopft und um Hilfe fleht. Soll sie die Tür
aufmachen? Ein Blick zu ihrer Tocher auf dem Rücksicht genügt und Faith
zögert. So kann sie nur noch mit ansehen, wie 2 Männer erscheinen und
die Frau mitzerren. Am nächsten Tag ist Faith nicht mehr so sicher, was
sie da gesehen hat und verschweigt den Vorfall. Ein großer Fehler, als
sie später erfährt, dass die Frau tot ist. Faith hat immer noch Angst,
mit der gesamten Geschichte herauszurücken, aber jemand anderes hat das
Geschehen auch noch beobachtet...
Auch wenn man es aufgrund des
Covers meinen kann, hat dieses Buch nur indirekt etwas mit der CJ
Townsend Reihe zu tun, aber wer es genau wissen will, muss bis zum
Epilog lesen ;-)
Den Einstieg in das Buch kann ich einfach nur
als packend bezeichnen. Die Regenfahrt im Auto, diese Männer und die um
Hilfe bittende Frau vor Faith Autofenster... Ich konnte mich da bildlich
völlig hineinversetzen. Eigentlich ist von Anfang der Geschichte an
klar, dass Faith zur Polizei hätte gehen müssen. Die Autorin schafft es
aber interessanterweise, Verständnis für Faith zu schaffen und bei dem
Leser die Frage zu stellen, wie er in jener Situation gehandelt hätte.
Faith ist kein schlechter Mensch und möchte der Frau helfen. Aber sie
hat Angst um ihre Tocher, Angst um sich und vor allem um ihre Familie.
Faith ist klar, dass die Polizei herausfinden würde, dass sie betrunken
Auto gefahren ist. Sie verstrickt sich nach einer Lüge immer weiter und
so führt eine Unwahrheit zur nächsten. Faith ist bereits zum Anfang des
Buches überfordert, sie ertränkt ihre Probleme nach dem Fremdgehen ihres
Mannes in Alkohol und der Druck, den der Fall auf sie ausübt, tut das
Übrige dazu bei.
Eine große Rolle spielt Faith' Tocher Maggie.
Maggie ist verhaltensauffällig, sie ist vier Jahre als und beobachtete
das Geschehen von ihrem Kindersitz aus. Leider hat mich diese Figur
regelrecht gestört. Ich konnte mir einfach keine 4-Jährige vorstellen,
die so erwachsen redet wie sie. Das kam mir einfach total unglaubwürdig
vor. Schade, da ihre Mutter und Vater so vielschichtig gezeichnet waren.
Wir erfahren zwar einige Gedankengänge der Täter, da einige Kapitel aus
ihrer Sicht geschrieben sind, aber ihr Motiv und ihre Opfer werden nur
oberflächlich betrachtet. Genauso wie die Ermittler, die weitestgehend
im Hintergrund bleiben.
Durch das Buch zieht sich das Thema der
Zivilcourage. Es springt immer wieder zwischen der Frage nach Helfen und
Nichthelfen, sowie dem Graubereich dazwischen. Schuld uns Sühne sind
zentrale Aspekte, die von der ersten bis zur letzten Seite reichen. Im
Vordergrund des Buches steht eindeutig Faiths Gefühlsleben, sowie ihre
privaten Probleme. Ich kann nicht sagen, dass das Buch nicht spannend
ist, aber der Thriller-Aspekt gerät in diesem Buch schon etwas ins
Hintertreffen. Nach dem großartigen Einstieg handelt der Mittelteil von
Faith und ihrer Familie. Ich denke, dass einige Thriller Fans bemängeln
werden, dass diese "Drama-Passage" die Spannung zu sehr dämpfte. Der
letzte Teil befasst sich dann größtenteils mit den Aussagen der Zeugen
und der Verhandlung vor Gericht. Generell war ich (positiv) überrascht,
dass "Samariter" nicht so brutal war. Natürlich gab es einige böse
Szenen, aber die wurden nicht so ausgeschlachtet, bzw. das Ergebnis
wurde nüchtern von einem Polizisten im Nachgang zusammengefasst.
Für
mich ist „Samariter“ ein Familien-Drama-Thriller. Der Mittelteil hätte
definitiv ein paar mehr Spannungsmomente vertragen können und das
Augenmerk hätte stärker auf das Motiv der Täter gelenkt werden müssen.
So wird die Mordserie zum Nebenschauplatz. Aus diesen Gründen vergebe
ich 3 Sterne.
Vielen Dank an den Wunderlich Verlag!
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