Freitag, 27. November 2015

Samariter - Jilliane Hoffman

Erscheinungsdatum Erstausgabe : 31.07.2015
Verlag : Wunderlich
ISBN: 9783805208949
480 Seiten
Muss ich lesen
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Eher Familiendrama als Thriller


Faith fährt nach einer misslungenen Party in einem schlimmen Unwetter nach Hause. Sie hat eigentlich schon zu viel getrunken und auch ihre Tasche bei ihrem überstürzten Aufbruch vergessen. Mitten im Nirgendwo verliert sie die Orientierung und macht eine Pause. Bis eine Frau an ihrem Fenster wie wild klopft und um Hilfe fleht. Soll sie die Tür aufmachen? Ein Blick zu ihrer Tocher auf dem Rücksicht genügt und Faith zögert. So kann sie nur noch mit ansehen, wie 2 Männer erscheinen und die Frau mitzerren. Am nächsten Tag ist Faith nicht mehr so sicher, was sie da gesehen hat und verschweigt den Vorfall. Ein großer Fehler, als sie später erfährt, dass die Frau tot ist. Faith hat immer noch Angst, mit der gesamten Geschichte herauszurücken, aber jemand anderes hat das Geschehen auch noch beobachtet...

Auch wenn man es aufgrund des Covers meinen kann, hat dieses Buch nur indirekt etwas mit der CJ Townsend Reihe zu tun, aber wer es genau wissen will, muss bis zum Epilog lesen ;-)

Den Einstieg in das Buch kann ich einfach nur als packend bezeichnen. Die Regenfahrt im Auto, diese Männer und die um Hilfe bittende Frau vor Faith Autofenster... Ich konnte mich da bildlich völlig hineinversetzen. Eigentlich ist von Anfang der Geschichte an klar, dass Faith zur Polizei hätte gehen müssen. Die Autorin schafft es aber interessanterweise, Verständnis für Faith zu schaffen und bei dem Leser die Frage zu stellen, wie er in jener Situation gehandelt hätte. Faith ist kein schlechter Mensch und möchte der Frau helfen. Aber sie hat Angst um ihre Tocher, Angst um sich und vor allem um ihre Familie. Faith ist klar, dass die Polizei herausfinden würde, dass sie betrunken Auto gefahren ist. Sie verstrickt sich nach einer Lüge immer weiter und so führt eine Unwahrheit zur nächsten. Faith ist bereits zum Anfang des Buches überfordert, sie ertränkt ihre Probleme nach dem Fremdgehen ihres Mannes in Alkohol und der Druck, den der Fall auf sie ausübt, tut das Übrige dazu bei.

Eine große Rolle spielt Faith' Tocher Maggie. Maggie ist verhaltensauffällig, sie ist vier Jahre als und beobachtete das Geschehen von ihrem Kindersitz aus. Leider hat mich diese Figur regelrecht gestört. Ich konnte mir einfach keine 4-Jährige vorstellen, die so erwachsen redet wie sie. Das kam mir einfach total unglaubwürdig vor. Schade, da ihre Mutter und Vater so vielschichtig gezeichnet waren. Wir erfahren zwar einige Gedankengänge der Täter, da einige Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben sind, aber ihr Motiv und ihre Opfer werden nur oberflächlich betrachtet. Genauso wie die Ermittler, die weitestgehend im Hintergrund bleiben.

Durch das Buch zieht sich das Thema der Zivilcourage. Es springt immer wieder zwischen der Frage nach Helfen und Nichthelfen, sowie dem Graubereich dazwischen. Schuld uns Sühne sind zentrale Aspekte, die von der ersten bis zur letzten Seite reichen. Im Vordergrund des Buches steht eindeutig Faiths Gefühlsleben, sowie ihre privaten Probleme. Ich kann nicht sagen, dass das Buch nicht spannend ist, aber der Thriller-Aspekt gerät in diesem Buch schon etwas ins Hintertreffen. Nach dem großartigen Einstieg handelt der Mittelteil von Faith und ihrer Familie. Ich denke, dass einige Thriller Fans bemängeln werden, dass diese "Drama-Passage" die Spannung zu sehr dämpfte. Der letzte Teil befasst sich dann größtenteils mit den Aussagen der Zeugen und der Verhandlung vor Gericht. Generell war ich (positiv) überrascht, dass "Samariter" nicht so brutal war. Natürlich gab es einige böse Szenen, aber die wurden nicht so ausgeschlachtet, bzw. das Ergebnis wurde nüchtern von einem Polizisten im Nachgang zusammengefasst.

Für mich ist „Samariter“ ein Familien-Drama-Thriller. Der Mittelteil hätte definitiv ein paar mehr Spannungsmomente vertragen können und das Augenmerk hätte stärker auf das Motiv der Täter gelenkt werden müssen. So wird die Mordserie zum Nebenschauplatz. Aus diesen Gründen vergebe ich 3 Sterne.  


Vielen Dank an den Wunderlich Verlag!

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