Ein etwas anderer Grisham
Zola, Todd und Mark sind Jurastudenten, die kurz vor ihrem Abschluss stehen. Doch kurz bevor sie ihre Anwaltskarriere endlich starten können, realisieren sie, dass sie keine berufliche Perspektive haben. Eine teure, schlecht ausbildende Uni, mit der man kaum die Prüfung schaffen wird, unendlich hohe Schulden und ein Mangel an verfügbaren Jobs dämpfen den Traum der drei. Nachdem ein guter Freund, der einem Komplott auf der Spur war, sich das Leben nimmt, kommen die drei auf eine wahnwitzige Idee: Eventuell können sie sich auch so dem Schuldenberg entziehen und sich dabei ganz klammheimlich aus der Affäre stehlen.
Wer John Grisham kennt, der weiß, es geht um Anwälte. Nur, dass Zola, Todd und Mark noch gar keine Anwälte sind, sich jedoch als welche ausgeben und potentielle Mandanten direkt bei Gericht und im Krankenhaus akquirieren, ohne dass jemand sie nach ihrer Zulassung fragt. Ich muss sagen, dass ich die Schilderung sehr spannend fand und so unglaublich das auch erst klingen mag, es erscheint plausibel, dass man damit eine Zeit lang durchkommt. Was aber auch von Anfang an klar ist: Dieses Spiel kann nicht lange gut gehen und schon innerhalb kürzester Zeit wird die neu gegründete Kanzlei zu übermütig und verscherzt es sich gleich mehrfach mit mehr- und minderwichtigen Klienten und Persönlichkeiten.
Während mir der Anfang und Mittelteil ganz gut gefiel, konnte ich mit dem Schluss (u.a. Geldtransfer ins Ausland) nicht warm werden. Was ein wenig auf der Strecke bleibt ist die Spannung, da einfach von vornherein klar ist, dass das Spiel nicht aufgehen kann. Das Ende bietet dann auch wenige Komplikationen, sodass man auch hier mehr mitliest als mitfiebert. Der geschilderte Komplott scheint realistisch, aber auch nicht die Mühen der drei Studenten wert, sodass man statt Verständnis zu empfinden eher von Größenwahn ausgeht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es an einer schlechten Übersetzung liegt, aber es ist schon fast ein `running gag` wie die Studenten in der Bar "Bier und etwas Alkoholfreies für Zola" bestellen. Diese Floskel kommt gefühlt mehr als 20 mal vor.
Wer auf einen spannenden Fall innerhalb eines Gerichtsgebäudes hofft, der wird hier nicht ganz fündig werden. Die Idee des Buches ist gut, das Ende dürfte Geschmackssache sein. Die geschilderten Studienbedingungen sind wirklich desaströs, allerdings liegt die Intention der Studenten weniger darin, diese zu verbessern, sondern einfach aus der eigenen Lage hinauszukommen und Rache zu nehmen. Es ist auf jeden Fall nicht Grishams stärkstes Buch, ich vergebe daher 3 Sterne für "Forderung".
Vielen Dank an den Heyne Verlag!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen